Profil

Phoibos setzt es sich zum Ziel, zentrale Belange einer Instrumentengruppe zu bearbeiten, die auch durch ihre zunehmende Beliebtheit ein breites Frageinteresse an den Tag legt, das wissenschaftlich bislang nur unzureichend bedient wurde. Die Zeitschrift wendet sich an Musikwissenschaftler, praktische Musiker und Musiklehrer gleichermaßen und soll vor allem für den wissenschaftlichen, künstlerischen und pädagogischen Nachwuchs ein kritisches Diskussionsforum bereitstellen, um gerade neuen Ansätzen Gehör zu verleihen. Die Schriftenreihe versteht sich dahingehend als wissenschaftliches Organ der Instrumente Gitarre, Harfe, Mandoline und Zither, die ihre Gruppenidentität über die gemeinsame Art der Tonerzeugung, ihre Klanglichkeit und ihre über weite Strecken gemeinsame Vergangenheit erhalten.
Die spezifischen Interessen und Fragestellungen von Musiklehrern und Musikern der Zupfmusik bieten den Ausgangspunkt für eine vornehmlich kulturwissenschaftliche Vorgehensweise, die eine breite Fächerorientierung erfordert: Die Artikel der themenorientierten, halbjährlich erscheinenden Zeitschrift führen die Disziplinen Musikgeschichte, Instrumentaldidaktik, Musiksoziologie, Instrumentenkunde, Musikphilosophie und Musikpolitik zusammen, um in vielschichtiger Art und Weise ein umfassendes Frageinteresse zu bedienen und dem gesellschaftlichen Phänomen „Zupfmusik“ möglichst umfassend gerecht zu werden.
Das Grundverständnis einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Zupfmusik ist dabei dynamischer Natur: Ausgehend von der aktuellen Situation der einzelnen Zupfinstrumente kann sowohl die Vergangenheit sinnvoll beleuchtet als auch eine mögliche Zukunft realistisch skizziert werden, um in einen lebendigen Prozess der Weiterentwicklung zu treten.
Daraus ergeben sich drei zentrale Arbeitsfelder für die Zeitschrift:

  • Historische Orientierung: Angefangen mit der höfischen Welt des europäischen Mittelalters als primären gemeinsamen gesellschaftlichen Sitz im Leben, über die ersten instrumentenspezifischen technischen Neuerungen der Instrumente und ihrer Musik in Renaissance und Barock, differenziert sich in der Neuzeit deren Verwendungszusammenhang zunehmend bis hin zu den festgefahrenen Identitätsbestimmungen der Gegenwart. Diese gemeinsame Vergangenheit und den sozialgeschichtlichen Differenzierungsprozess wissenschaftlich zu beleuchten ist die Basis für eine Neubestimmung der zupfinstrumentalen Gruppenidentität über ihre bloße instrumentenkundliche Zusammengehörigkeit hinaus. Angestrebter Synergieeffekt eines solchen Ansatzes ist die Möglichkeit einer gegenseitigen Befruchtung durch die Zusammenführung bislang voneinander isoliert geführter Diskussionen.
  • Zukunftsorientierung: Im Gebiet der „ernsten“ Musik wurden Nischen gefunden, in denen Zupfinstrumente, wie die Harfe im Orchester oder die Gitarre in Ensembles für zeitgenössische Musik, fest beheimatet sind. Instrumentalspezifische Weiterentwicklungen in einigen Bereichen der Unterhaltungsmusik wie beispielsweise E-Gitarren oder Bluegrass- Mandolinen scheinen neue Musikwelten jenseits der klassischen Musik erschlossen zu haben. Andere Instrumente wie Zither und Flamencogitarre bleiben vermeintlich in ihren alten Traditionen der Volksmusik haften. Durch diese teils konträren, teils parallelen Entwicklungen (die zudem oftmals nur durch unzulängliche Vereinfachungen gezeichnet werden können) ergibt sich für die Zupfmusik und ihre Instrumente die Notwendigkeit die eigene Bedeutung im Musikleben zu definieren. Mit Hilfe der kulturwissenschaftlichen Fächerorientierung wird der „Blick über den Tellerrand“ gewährleistet, der eine realistische Verortung der eigenen musikkulturellen Existenz erlaubt; auf dieser Basis kann eine gezielte Arbeit an der Zukunft und eine fruchtbare Diskussion mittelfristiger Ziele für die Zupfmusik ansetzen.
  • Didaktische Orientierung: In diesem Sinne einer Zukunftssicherung steht vor allem der musikalische Nachwuchs im Fokus des Interesses. In einer pluralen und dynamischen Realität ist die kritische Diskussion und die innovative Weiterentwicklung überkommener didaktischer Ansätze eine selbstverständliche Notwendigkeit. Didaktik im Sinne einer Reflexion der Ziele, Inhalte und Methoden von Unterricht bietet auch einen theoretischen Konzentrationspunkt des breitgefächerten Forschungsansatzes der Zeitschrift.

In diesen Arbeitsbereichen – und auch darüber hinaus – soll Phoibos die Möglichkeit von sowohl intensiven Einzelbeobachtungen als auch thematischen Überblicksdarstellungen bieten.Die Zielsetzung von Phoibos ist auch im Leitartikel der ersten Ausgabe programmatisch zusammengefasst (Silvan Wagner/Yvonne Zehner: Zupfmusik in der Gegenwart: Bausteine einer Gruppenidentität).